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Presse-Infos | Der LWL

Mitteilung vom 13.09.01

Für die 'Totenuhr' hat im LWL-Freilichtmuseum Detmold die letzte Stunde geshlagen
Forschungsprojekt zur Bekämpfung des Schädlings


Detmold (lwl). Seit 1990 ist er im Westfälischen Freilichtmuseum Detmold als Gefahr für die 110 historischen Häuser erkannt: Der Bunte oder Gescheckte Nagekäfer auch
Totenuhr (Xestobium rufovillosum Geer) genannt. Er ernährt sich von altem Laubholz. Deshalb findet er in den Eichenholzkonstruktionen im Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) reichlich Nahrung - jetzt wird ihm der Garaus gemacht.

Anfang der 1990er-Jahre stellten die Museumswissenschaftler fest, dass über die Lebensweise und die Möglichkeiten zur Bekämpfung des Käfers kaum etwas bekannt war, obwohl der Käfer selbst bereits im 18. Jahrhundert beschrieben worden ist. Den Gescheckten Nagekäfer stufen die Museumsleute als gefährlich ein, weil er als einziger Schädling in die harten Kernbereiche der Bauhölzer eindringt und bei ungestörter, massenhafter Vermehrung diese vollkommen auffrisst. Beispiele solcher Totalzerstörungen gibt es an mehreren Konstruktionshölzern im LWL - Freilichtmuseum.

Da niemand wusste, wie man gegen diesen Schädling vorgehen kann, musste das Westfälische Freilichtmuseum selbst in der Forschung aktiv werden. Zur Unterstützung wurde ein kompetenter Partner aus der Wissenschaft herangezogen: Dr. Uwe Noldt von der Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft Hamburg (BFH) begleitet das Projekt seit 1999. Die BFH verfügt über das erforderliche Fachwissen und hat internationale Kontakte zu anderen wissenschaftlichen Instituten.

Im Herbst 1999 wurde dem LWL-Kulturausschuss erstmals über die Notwendigkeit der Schädlingsbekämpfung in den historischen Gebäuden des Westfälischen Freilichtmuseums Detmold berichtet. Die Entscheidung fiel damals für ein mehrjähriges Forschungs- und Bekämpfungsprojekt, das vom August 1999 bis August 2003 dauern soll und insgesamt 1,25 Millionen Mark kostet. Betreut wird die Schädlingsbekämpfung am Freilichtmuseum von Dr. Hubertus Michels und Tobias Schönhoff.

Das Projekt geht in mehreren Stufen vonstatten: Im Winter 1999/2000 wurden alle Gebäude des LWL-Museums von der BFH untersucht. Die Forscherfragen: Wo gibt es Lebendbefall? Welche Stellen in den Gebäuden sind befallen? Welches Ausmaß hat der jeweilige Befall? Auf diese Weise sollte der Schaden ermittelt werden, um festlegen zu können, welche Gebäude im nächsten Schritt beobachtet werden sollen. Dabei wurden Käfer aufgesammelt, Lichtfallen aufgestellt und Balken mit Papier abgeklebt, um dem Käfer auf die Spur zu kommen. Dabei stellte sich heraus, dass elf Gebäude so stark befallen waren, dass sie komplett behandelt werden müssen. Zehn weitere Gebäude waren nur an einigen Stellen stark befallen, 29 Gebäude waren schwach befallen, an 37 Gebäuden fanden sich keine Gescheckten Nagekäfer.

Erst nach diesen Vorarbeiten konnte das Museum mit der eigentlichen Bekämpfung beginnen: "Sieben der sehr stark befallenen Gebäude haben wir bereits komplett mit Heißluft behandelt, um die Käfer durch die Hitze abzutöten. Dabei haben wir keine chemischen Mittel eingesetzt", erklärt Michels.

Parallel läuft die Beobachtung weiter, um zusätzliche Erkenntnisse über das Verhalten der Tiere im Holz zu erhalten. "Etwa ein Drittel der Schädlingsbekämpfung ist abgeschlossen, weitere Beobachtungen und Bekämpfungsaktionen sind bis 2003 geplant, auch um Neubefall zu verhindern", so Michels. Inzwischen wird die seit 1999 im LWL-Museum laufende Aktion von anderen Fachinstituten mit großem Interesse verfolgt, da sich für die Forschung und Bekämpfung des Nagekäfers in Detmold neue Erkenntnisse ergeben haben.

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Pressekontakt:
Markus Fischer Telefon: 0251 / 591-235
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Foto zur Mitteilung
Die stark befallenen Häuser werden eingepackt und dann mit heißer Luft behandelt.
Foto: LWL


Foto zur Mitteilung
Von Innen wird das Gebäude auf 90 Grad erhitzt, da hat der Käfer keine Chance.
Foto: LWL



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