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Mitteilung vom 24.02.06

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Pierre Soulages übergibt Bild an das Westfälische Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte

Bewertung:

Münster (lwl). Pierre Soulages, als einer der wichtigsten lebenden Künstler Frankreichs gilt, übergibt am Samstag (25.2.) in Münster sein Bild ¿Peinture (162 x 181 cm), 17.12.2004¿ an das Westfälische Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte. Das Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) hatte das abstrakte, einfarbig schwarze Bild erworben und wird es zwei Monate lang in seiner Studiogalerie präsentieren.

Pierre Soulages und das Westfälische Landesmuseum

Museumsleiter Dr. Hermann Arnhold hatte bereits 1994 die Ausstellung ¿Lebendiges Licht. Malerei und die Fenster von Conques¿ über Soulages im Westfälischen Landesmuseum initiiert. Die Installation von sechs mehrteiligen Bildern, den sogenannten Polyptyques, bezog sich auf die Fenster, die Soulages für die Abteikirche von Conques neu geschaffen hatte.

Dr. Hermann Arnhold: ¿ Das neu erworbene Bild ist eine Bereicherung für die Sammlung der Gegenwartskunst unseres Museums.¿ Der Ankauf des Bildes, das Soulages im Dezember 2004 schuf, sei ein ¿deutliches Zeichen¿ für die internationale Ausrichtung des Museums und die aktive Sammlungspolitik.

Zum Gemälde

Das monochrome schwarze Bild trägt den Titel ¿Peinture (162 x 181 cm), 17.12.2004¿.
Es ist ein von Pierre Soulages seit 1948 konsequent durchgehaltenes Prinzip, seine Werke nur mit ihren technischen Informationen ¿ Technik, Maße, Entstehungsdatum ¿ zu betiteln. Er tut dies, um den Betrachter, keinen Anhalt für inhaltliche Interpretationen zu geben. Das Bild besteht aus zwei horizontal übereinander gesetzten und getrennten Leinwänden mit annähernd gleichen Maßen, die sich im Auftrag der schwarzen Farbe deutlich von einander unterscheiden. Wie bei den meisten seiner Bilder seit 1979 hat der Künstler eine einheitlich schwarze Farbe verwendet, die er im oberen und unteren Teil des Bildes mit einer groben bzw. feinen Bürste jeweils unterschiedlich strukturiert hat.

Der obere Teil des Bildes zeigt eine dick aufgetragene Malschicht, in die ein starkes Relief von horizontal nahezu gleichmäßig verlaufenden Rillen eingearbeitet ist, die parallel zu einander verlaufen oder ineinander übergehen.

Die Oberfläche des unteren Bildteils ist wesentlich ¿feiner¿ gearbeitet: Soulages hat die schwarze Farbe hier nicht nur dünner aufgetragen, er hat hierfür auch eine feine Bürste verwendet. Die ebenfalls horizontal verlaufenden, kleineren, bereits aus kurzer Entfernung in ihrer Gesamtheit wirkenden Rillen erzeugen eine im Vergleich zu oben beruhigte, zarte und seidene Maloberfläche.

Soulages belebt die schwarze Farbe durch die unterschiedlich tief und breit bzw. flach und fein verlaufenden Rillen. Das auf das Bild treffende Licht reflektiert die Farbe Schwarz in vielfältiger Weise. Je nach Position und Intensität der Lichtquelle sendet das gemalte Relief des Bildes unterschiedliche Lichtreflexe aus, erscheint die Malerei ¿in einem anderen Licht¿ und scheint selbst Licht auszusenden.

Der Künstler Pierre Soulages

Pierre Soulages ist einer der wichtigsten Künstler der französischen Malerei der Gegenwart. 1919 in Rodez geboren, ist er seit über 60 Jahren aktiv.
Bald nach seinen Anfängen 1946 in Paris fand er mit seiner abstrakten Malerei, in der das Schwarz dominiert, schon früh Beachtung. Seit 1948 ist er in Ausstellungen in Paris, im europäischen Ausland und auf der ganzen Welt vertreten. Eine der frühesten Gruppenausstellungen, an denen er sich beteiligte, trug den Titel ¿Französische abstrakte Malerei¿ und fand unter großer Resonanz in mehreren deutschen Städten (1948/1949), u.a. in Stuttgart, München, Düsseldorf und Kassel statt. Soulages kann auf eine rege und konstante Ausstellungstätigkeit seit den 1940er Jahren bis heute zurückblicken. Seine großenteils monochromen Bilder sind weiterhin auf internationalen Ausstellungen, so zuletzt in New York (2005) oder in Kopenhagen (2006), sehr gefragt.

Die Verbindung von Schwarz und Licht in ihrer reellen und abstrakten Form ist das zentrale Thema der Malerei von Pierre Soulages. Die zentrale Bedeutung des Lichtes für Pierre Soulages findet zu einem Teil ihre Erklärung in der Biographie des Künstlers. So berichtete er, als er Ende 1994 erstmals in Münster war und die Ausstellung ¿Lebendiges Licht¿ im Lichthof des Museums aufbaute, dass er als junger Schüler eine erste prägende Begegnung mit der nahezu materiellen Präsenz des Lichts hatte, als er die alte romanische Abteikirche von Conques in Südfrankreich besuchte. Beim Gang durch das Mittelschiff der Kirche hätten ihn die Lichtstrahlen der Sonne, die durch die Obergadenfenster das Innere der Kirche verwandelten, überwältigt. In diesem Moment habe er sich entschlossen, Maler zu werden.

Ein zentrale Begrifflichkeit bei Pierre Soulages Nachdenken über seine Kunst ist ¿Outrenoir¿, ¿Jenseits des Schwarz¿. Der Künstler beschreibt damit ein ¿champ mental¿, ein gewissermaßen jenseitiges, mentales Feld, das sich nicht allein auf das Schwarz begrenzen lässt, sondern zwischen dem Auge des Betrachters und der schwarzen Farbe entsteht, in welchem das Licht die Erscheinung des Bildes verändert. Hier gehört das Licht untrennbar zur schwarzen Farbe, die es so intensiv wie keine andere Farbe reflektiert.



Pressekontakt:
Dr. Daniel Müller Hofstede, Tel. 0251 5907-168 und Frank Tafertshofer, Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org




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