LWL-Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Mitteilung vom 17.06.04

Presse-Infos | Der LWL

Sonderausstellung "Zwischen Stall und Staffelei"
Die Bäuerin und Malerin Elisabeth Füller-Teilhof (1920 - 1998)

Bewertung:

Detmold (lwl). Schaut man sich die Motivwahl an, die im Werk der Malerin Elisabeth Füller-Teilhof vorherrscht - von der farbintensiven Delbrücker Tracht bis zur lebhaften Darstellung des Gänserupfens - ist ihre Verbundenheit mit dem ländlichen Alltagsleben ihrer Umgebung unübersehbar. Der Grund dafür erschließt sich beim Blick auf ihre Biographie: Denn obwohl Füller-Teilhof in erster Linie Bäuerin und damit sicherlich ausgelastet war, hat sie doch einen wesentlichen Teil ihrer Lebenszeit - nämlich die Wintermonate - dazu verwendet, ihr tägliches Leben in Ölbildern festzuhalten. In der Sonderausstellung "Zwischen Stall und Staffelei" präsentiert der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) in seinem Westfälischen Freilichtmuseum Detmold 25 Bilder von Füller-Teilhof erstmals der Öffentlichkeit.

Mit ihrer Kunst spiegelt die Bäuerin ein Frauenleben im 20. Jahrhundert, das sich zwischen Landarbeit und Malerei bewegte. Gerade das machte ihr Werk zu einem aufschlussreichen Thema für das Westfälische Freilichtmuseum Detmold. 2003 hat das Museum eine Auswahl ihres malerischen Lebenswerkes übernommen. Aus diesem Bestand zeigt es vom 22. Juni bis zum 29. August 25 Bilder in der ehemaligen Fasanerie des Freilichtmuseums. Die Bilder zeigen in eindrucksvoller Weise, wie das ländliche Leben und Arbeiten einer Bäuerin in ihrer Selbstwahrnehmung aussah.
Für die Volkskunde ist nicht nur ihr Oeuvre von Bedeutung: Ihr Leben, das sich zwischen Haus- und Stallarbeiten sowie der Fortentwicklung ihres malerischen Könnens bewegte, bildet selbst eine erzählens- und beachtenswerte Biographie.

Die Malerin wurde 1920 auf dem sogenannten "Timmermanns Hof" in Delbrück (Kreis Paderborn) geboren. Sie heiratete 1953 Heinrich Füller und zog mit ihm nach Marienloh in der Nähe Paderborns. Seit dieser Zeit bewirtschaftete sie gemeinsam mit ihrem Mann den "Teilhof" mit 200 Morgen Land. Erst spät - 1964, als sie bereits 44 Jahre alt war - begann Füller-Teilhof mit der Malerei, aus einem heute fast seltsam anmutenden, praktischen Grund: An der frisch gestrichenen Wohnzimmerwand fehlte ihr ein Bild. Und so entstand von eigener Hand ihr erstes Aquarell. Noch war sie von den Vorlagen großer Künstler geprägt: Zwei Motive des französischen Malers Jean ¿ François Millet dienten ihr als Anre-gung für ihre erste Arbeit in Öl.
Spätere Werke greifen Motive aus ihrer Umgebung auf wie die "Bauernhochzeit" oder das "Bohnenpflanzen". Sei es Fest oder Arbeit: Ihre Bilder strahlen eine enorme Lebenskraft aus.

Eine ganz individuelle, unverwechselbare Formen- und Farbensprache, die im Laufe der Jahre an Prägnanz zunimmt, prägt die Malerin. Kompositorisch oft schlicht gehalten, sind es ihre leuchtenden Farben, die auf Anhieb überwältigen. Sie laden ein, den Blick in den Bildern auf die Suche gehen zu lassen. Deutlich vermitteln sie die Freude, die den Prozess kreativen Schaffens offensichtlich angetrieben hat bei diesem Oeuvre, das der so genannten "Naiven Malerei" zugeordnet wird. Die intensiven Bilder zeigen aber auch erkennbar die Bewältigung des Alltags und Erlebnisse der Kindheit. So enthalten sie Wünsche und Vorstellungen, die die Malerin auf diesem Wege zum Ausdruck brachte: Selbst kinderlos, erscheinen Familienszenen und Bilder mit mehreren Kindern wiederholt in ihrem Schaffen.

Mitte der sechziger Jahre erhielt sie die Möglichkeit, ihre Werke in einer Düsseldorfer Ausstellung von Laienmalerinnen auszustellen. Gleichzeitig mit dem Erfolg dieser Präsentation wird ihr Stil der "Naiven Malerei" zugeordnet. Sie findet weitere Unterstützung bei Ernst Röttger, dem damaligen Leiter der Kunsthochschule Kassel ebenso wie Paul Engelmann, dem Leiter der Heimathauses Münsterland in Telgte. Es folgen Ausstellungen in Kassel, Telgte, Paderborn, Bonn und Berlin.

Erst der Tod ihres Mannes 1980 veranlasste sie, Abschied von der Malerei zu nehmen. Nach einem ersten Schlaganfall 1994 starb sie 78-jährig nach mehrjähriger Pflege durch ihre Nichte und eine Pflegerin 1998. Auf einem Bild von 1964 mit dem Titel "Elisabeth Füller mit Nichte" hat die Künstlerin bereits sich selbst und an ihrer Seite die von ihr sehr geliebte Nichte Monika Kaimann portraitiert. Die Fürsorge für ihr Werk und dessen Verbreitung hat Füller-Teilhof ihrer Nichte übertragen, die jetzt in Det-mold die Auflage der Tante erfüllt hat, es einem Museum zuzuführen.

Zwei Führungstermine zur Ausstellung bietet das WFM Detmold am 4. und am 18. Juli. Eintritt Erwachsene 5,-¿, Kinder bis 6 Jahre: Eintritt frei.

Zwischen Stall und Staffelei
Die Bäuerin und Malerin Elisabeth Füller-Teilhof (1920 ¿ 1998)
Sonderausstellung vom 22. Juni bis 29. August, Di ¿ So, 11 bis 17 Uhr
Ehemalige Fasanerie, Westfälisches Freilichtmuseum Detmold
Tel.: 05231 706-0 Fax: 05231 706-106
Email: wfm-detmold@lwl.org
https://www.freilichtmuseum-detmold.de



Pressekontakt:
Markus Fischer Telefon: 0251 591-235
presse@lwl.org




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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 21 Krankenhäuser, 18 Museen sowie zwei Besucherzentren und ist einer der größten deutschen Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.


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