Mit einer plötzlichen Flutwelle verschwanden Flusspferde und Rinder, Nashörner, Hirsche sowie eine ganze Herde von ungefähr 60 Südelefanten. Die Tiere hatten sich in einem kleinen Bachbett aufgehalten, das rasend schnell zum reißenden Strom geworden war. Gegen das heranstürzende Wasser hatten sie keine Chance und wurden fortgerissen und ertranken. An einer engen Stelle blieben die Tierleichen stecken. Im Laufe der Verwesung gerieten die Kadaver ineinander und wurden vom angeschwemmten Sand des Baches zugedeckt. Das passierte vor ungefähr zwei Millionen Jahren, kurz vor dem Eiszeitalter.
Im Spätsommer 2006 erhielt das LWL-Museum für Naturkunde in Münster eine Meldung über Knochenfunde in einem Steinbruch am Haarstrang, östlich von Dortmund. Die Fundstelle befand sich an der Oberfläche einer 20 m hohen Abbauwand. Dort war bei den Sprengarbeiten eine mit tonigen Sanden verfüllte Rinne angetroffen worden.
Die Sande waren durchsetzt mit Elefantenzähnen, auf der Oberfläche lagen zahlreiche Zahntrümmer, die durch die letzte Sprengung hochgeworfen worden waren. Diese Elefantenbackenzähne unterschieden sich deutlich von denen der Steppenelefanten und Mammute des mittleren und jüngeren Eiszeitalters: Im Gegensatz zu diesen waren sie sehr urtümlich mit dickem Zahnschmelz, großen Abständen zwischen den Zahnlamellen und niedrigen Zahnhöhen. Es handelte sich um Zähne von Südelefanten, den ersten Elefanten, die in Mitteleuropa aufgetreten sind. Dem Autor kamen diese Zähne sehr bekannt vor. Am Niederrhein bei Kempen und Geldern treten Reste von deutlich jüngeren Südelefanten, aber mit ähnlichen Merkmalen, sehr selten in einigen Kiesgruben auf. Bei den ersten Bergungsarbeiten wurde vom Steinbruchbetreiber ein LKW zur Verfügung gestellt, der, in sicherer Entfernung aufgefahren, als Widerlager für die notwendigen Seilscherungen diente. Dabei fanden sich auch noch Zähne von Flusspferden. Die Auswertung der Elefantenzähne und paläomagnetische Messungen, die von PD Dr. Michael Urbat vom Geologischen Institut der Universität zu Köln durchgeführt wurden, ergaben, dass die Fundstelle in der Tegelen-Warmzeit, vor ca. 2 Mio. Jahren, am Ende der Tertiär-Zeit, kurz vor Beginn des Eiszeitalters, entstanden ist. Bislang liegen ca. 230 Elefantenbackenzähne, einige Stoßzähne sowie 25 Zähne und Zahnbruchstücke von Flusspferden, Rindern, Nashörnern und Hirschen vor.