Glockendetail mit Schmuckband

Glocken

Glocken riefen nicht nur die Gläubigen zur Messe, sondern begleiteten und bestimmten auch das gesamte öffentliche, sowohl kirchliche als auch weltliche Leben der Stadt.
In Lothringen konzentrierten sich im 17. Jh. zahlreiche Glockengießerfamilien. Da aber für eine solche Anzahl von Künstlern kein Auskommen in der Region war, unternahmen sie jährlich ausgedehnte Arbeitsreisen vor allem nach Deutschland und hier auch in die Region des heutigen Ruhrgebietes.

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Geert van Wou und Johannes Paris bringen ihr Können nach Westfalen

Fremde Impulse für die lokale Glockengießerkunst kamen im ausgehenden Mittelalter v.a. aus den Niederlanden und Lothringen in die Region des heutigen Ruhrgebiets und nach Westfalen. Die harmonisch aufeinander abgestimmten Glocken des Niederländers Geert van Wou sowie die aufwendig ornamentierten Glocken der lothringischen Künstler waren für die einheimische Bevölkerung etwas neues, das man so vorher nicht gekannt hatte.

Geert van Wou (1440-1527) kam aus Kampen in den Niederlanden. Anfang des 16. Jahrhunderts schuf er bedeutende Glocken im Dom zu Osnabrück, Braunschweig, Naumburg und Utrecht. Doch seine berühmteste Glocke ist wohl die Muttergottesglocke für den Erfurter Dom, die sogenannte „Gloriosa“ von 1497.
Aber auch in der Region des heutigen Ruhrgebiets läuteten nachweislich mindestens acht Glocken von ihm. Im April des Jahres 1500 verwüstete ein Brand den Großteil der Stadt Recklinghausen. Binnen weniger Stunden brannte die Stadtpfarrkirche St. Peter aus dem 13. Jahrhundert aus. Doch schon bald holte man van Wou nach Recklinghausen, um neue Glocken zu gießen. Denn die Glocken riefen nicht nur die Gläubigen zur Messe, sondern begleiteten und bestimmten auch das gesamte öffentliche, sowohl kirchliche als auch weltliche Leben der Stadt. Spätestens im September des Jahres 1500 waren die drei Bronzeglocken fertiggestellt.

Der Ruhm van Wous gründete sich zum einen auf die herausragende künstlerische Gestaltung der Glockenkörper durch edel geformte Inschriften und fein ziselierte Ornamentbänder und zum anderen auf den harmonisch komponierten Gesamtklang der Glocken. Van Wou war in der Lage, die Glocken im Voraus genau aufeinander abzustimmen. Auch wenn die zeitgenössischen westfälischen Kunstgießer sich ebenfalls in dieser Disziplin übten, gelangte doch keiner von ihnen zu solcher Perfektion.

Rund 150 Jahre später trat ein weiterer Meister des Glockengusses in Erscheinung und bereicherte die Region an der Ruhr um etliche Glocken, von denen einige erhalten sind. Johannes Paris (1619-1677) kam 1639 zusammen mit seinem Bruder Antonius sowie mit Johannes de la Paix und Claudius Lamirelle aus Lothringen über das Rheinland nach Westfalen. Schon seit den 1620er Jahren waren wiederholt Gruppen lothringischer Glockengießer diesen Weg gegangen und entfalteten in ganz Deutschland eine rege Tätigkeit. Aus welchen Gründen jedoch verließen in dieser Zeit so viele der Künstler ihre lothringische Heimat? In der Festungsstadt La Mothe-en-Bassigny, heute Département Haute Marne, konzentrierten sich im 17. Jahrhundert zahlreiche Glockengießerfamilien. Da aber für eine solche Anzahl von Künstlern kein Auskommen in der Region war, unternahmen sie jährlich ausgedehnte Arbeitsreisen v.a. nach Deutschland. Regelmäßig vor dem Einbruch des Winters kehrten die Glockengießer in ihre lothringische Heimat zurück. Doch in der Mitte des 17. Jahrhunderts änderten sich die Verhältnisse im Land und die Glockengießer blieben für immer in Deutschland. Zum einen deshalb, weil durch die Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges die Nachfrage nach neuen Glocken groß und somit die Auftragslage gut war und zum anderen weil La Mothe-en-Bassigny durch die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen dem französischen König Ludwig XIII. und dem Herzog Karl von Lothringen zerstört wurde und somit die Lebensgrundlagen für die Gießer dort kaum noch vorhanden waren.

Zeugnisse der Glockengießkunst des Johannes Paris, die noch heute in Westfalen zu finden sind, sind die Glocke für die ehemalige Stiftskirche St. Lambertus in Essen-Rellinghausen von 1643 und die Glocke für die Katholische Kirche St. Georg in Marl aus demselben Jahr, die heute vor dem Heimarmuseum in Marl zu sehen ist. 
 

Denkmale zum Impuls

Recklinghausen - Katholische Propsteikirche St. Peter

Im April des Jahres 1500 verwüstete ein Großbrand die Hälfte der Stadt ... weiter

 

Marl - Glocken von Johannes Paris in Essen und Marl

Johannes Paris gehörte zu einer großen Gruppe lothringischer Wandergießer. ... weiter

 


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