Westfalenhallen in Dortmund: 100 Mio. Besucher

01.01.2010 Andreas Weber

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Große Geschichte(n)

Welcher andere Veranstaltungskomplex Deutschlands kann das von sich be­haupten? Die Westfalenhallen haben 2009 den 100-millionsten Besucher begrüßt.

Was für eine Zahl! 100 Mio. Menschen sind in die Westfalenhallen geströmt, seitdem die Große Westfalenhalle 1952 wiedereröffnet wurde. Jahrzehnte lang wurde in den Hallen deutsche Veranstaltungsgeschichte geschrieben. Diese kann auch schwarz auf weiß nachgelesen werden. Das Buch "Westfalenhallen Dortmund – Die Chronik" ist in zweiter Auflage erschienen.

Abb. 1: Green Day (Foto: Archiv Westfalenhallen)

Erinnernswert

Zahlreiche Erinnerungen sind für viele Menschen aus Westfalen mit den Hallen verbunden, die den Namen ihrer Region tragen. Zum Beispiel an spektakuläre Kongresse, Verbands- und Firmenevents, vor allem aber auch an legendäre Konzerte, Sport-Weltmeisterschaften und besucherstarke Messen. Weit mehr als 1.000 Künstlernamen umfasst die gesamte Entertainment-Statistik der Veranstaltungszentrum Westfalenhallen GmbH: ABBA und die Rolling Stones genauso wie Justin Timberlake oder Green Day (Abb. 1). Kaum ein Weltstar, der in Dortmund noch nicht zu Gast war. Wer aber hat überdurchschnittlich zu der enormen Besucherzahl der Westfalenhallen beigetragen? David Copperfield (Abb. 2) zum Beispiel. Wahrscheinlich war er einer der gefragtesten Einzelkünstler überhaupt in der Westfalenhallen-Geschichte. Vom 20. bis 26. Oktober 1993 und vom 9. bis 12. Juni 1995 bestritt der Magier über 30 Shows. Rund 200.000 Besucher sahen ihn.

Aber natürlich fallen jedem Chronis­ten auch die legendären Pink-Floyd-Konzerte der "The Wall"-Tour ein (Abb. 3). Vom 13. bis 20. Februar 1981 gastierte die Superband in der Westfalenhalle 1 und stellte in puncto Bombast alles bislang Dagewesene in den Schatten. Einen Internet-Ticketvertrieb gab es damals noch nicht. Umso beeindruckender, dass bereits drei Tage nach Ankündigung des Spektakels 10.000 Kartenbestellungen in den zentralen Vorverkaufsstellen eingetroffen waren. Es gab überhaupt nur vier Städte weltweit, in denen Pink Floyd Station machten: Los Angeles, New York, London und Dortmund. Kein Wunder, dass das Gastspiel von zunächst sechs geplanten Tagen auf sieben ausgedehnt werden musste.

Abb. 3: Pink-Floyd 1981 (Quelle: Archiv Westfalenhallen)

Waren Pink Floyd die vielleicht spektakulärsten Gäste in der Großen Westfalenhalle, so kann Udo Jürgens (Abb. 4) sicher als einer der treuesten gelten. Am 11. November 2006 trat er zum 30. Mal in Dortmund auf. Zum ersten Mal stand er in der Westfalenhalle am 7. Oktober 1961 auf der Bühne. Seit 2006 hat Udo weitere Gastspiele in Dortmund gegeben – und wiederholt seine Sympathie für die Westfalenhalle 1 ausgedrückt: "Heute gibt es an vielen Orten in Deutschland Großhallen", so die lebende deutsche Musik-Legende bei seinem Auftritt am 8. Februar 2009 in Dortmund, "aber keine hat so viel Flair wie die Westfalenhalle."

Auch Chris de Burgh, Die Toten Hosen oder Peter Maffay sind sehr häufig Gäste in Dortmund und machen aus ihrer Sympathie für die Westfalenhalle keinen Hehl. De Burghs Weltkarriere begann sogar in der Westfalenhalle 1. Hier schaffte er vor mehr als zwei Jahrzehnten bei der "Nacht der Lieder" den Durchbruch. Maffay stellte 1994 mit dem Musik-Märchen "Tabaluga" einen Rekord im Hinblick auf Rock- und Popkonzerte in Halle 1 auf: 110.000 Besucher sahen ihn bei insgesamt 13 Vorstellungen. 1995 übertrumpfte ihn die Kelly Family mit 120.000 Besuchern.

Mega-Scherzbold

Comedy – dieses Modewort hat seinen Siegeszug erst vor wenigen Jahren angetreten. Daher würde wohl kaum jemand vermuten, dass ausgerechnet aus diesem Segment ein weiterer ganz großer "Publikumsrenner" in der Westfalenhallen-Geschichte kommt. Es ist: Mario Barth. Am 25. November 2005 trat er erstmals in Halle 3A auf. Danach ging es Schlag auf Schlag. 2007 der Wechsel in die Große Westfalenhalle. Mehrtägige Gastspiele wurden die Regel. Im März 2010 trat Barth bereits zum 16. Mal in den Westfalenhallen auf, vor wieder einmal 10.000 Besuchern. Eine solche Entwicklung hätte sich 1952 sicher niemand träumen lassen. Bei der Neueröffnung der Großen Westfalenhalle war Comedy noch gar kein Thema.

Abb. 5: INTERMODELLBAU (Foto: Archiv Westfalenhallen)

Die Anziehungskraft der Messen

1952 ebenfalls noch völlig unterentwi­ckelt war der Messesektor. Er ist aber aus heutiger Sicht unbedingt zu erwähnen, wenn es um Besuchermagneten in den Westfalenhallen geht. Schließlich entstanden im Laufe der Jahrzehnte große Publikumsmessen am Standort Dortmund. 1972 fand der DORTMUNDER HERBST zum ersten Mal statt. 1979 fiel der Startschuss für die INTERMODELLBAU (Abb. 5). 1985 begann die Erfolgsgeschichte der MOTORRÄDER.

Große Messen in Dortmund bringen es auf fünf- oder sechsstellige Besucherzahlen, und das jährlich. Daran ist abzulesen, dass kein Unterhaltungskünstler mit dieser Nachfrage mithalten kann. Messen bilden für die Westfalenhallen heute das wirtschaftlich wichtigste Standbein. Und es gibt immer noch neue Erfolgsgeschichten. 2006 beispielsweise gelang es dem Verband für das Deutsche Hundewesen aus dem Stand, 75.000 Menschen für die neue Messe HUND & PFERD zu be­geis­tern.

Sport-Großereignisse

Natürlich trugen auch legendäre Sportveranstaltungen dazu bei, dass inzwischen 100 Mio. Besucher gezählt werden konnten. Über 30 Weltmeisterschaften und über 50 Europameisterschaften fanden in der Westfalenhalle 1 bereits statt.

Eine Weltmeisterschaft war es auch, die im Juni und Juli 2006 für ein weiteres bahnbrechendes Großereignis in den Westfalenhallen sorgte. Allerdings fand sie nicht in den Dortmunder Hallen, sondern in Deutschlands Stadien statt. Die Rede ist von der Fußball-WM 2006. Die Westfalenhallen führten aus diesem Anlass ein riesiges Fan-Fest durch. Rund 220.000 Menschen besuchten es. 18.000 Übernachtungen von Gästen aus 44 Nationen wurden außerdem in den Westfalenhallen 4 bis 8 gezählt und machten das dortige Fan-Camp zu einem der erfolgreichsten in der Region.

Vier Wochen am Stück geöffnet – das hatte es zuvor in der Geschichte der Westfalenhallen noch nie gegeben. Zu den Höhepunkten im Programm während der Fußball-WM zählten die beiden ausverkauften Konzerte der Red Hot Chili Peppers, aber auch das mitreißende Konzert des brasilianischen Superstars Ivete Sangalo. Für inter-nationales Flair sorgte auch 30 Tage lang das Afrika-Zentrum in der Westfalenhalle 2U, in dem u. a. vor dem Spiel gegen Brasilien Zaubertrank die afrikanischen Götter zur Unterstützung für Ghanas Team bewegen sollte – allerdings ohne nennenswerten sportlichen Erfolg.

Abb. 6: HOLIDAY ON ICE (Foto: Archiv Westfalenhallen)

Dauerbrenner Eis-Revue

Die Westfalenhalle 1 ist heute nicht schlechter ausgelastet als vor zehn oder zwanzig Jahren. Insofern bleibt sie ein Magnet für die Massen. Und etwas anderes ist ebenfalls seit jeher unverändert: Jedes Jahr bestreitet HOLIDAY ON ICE (Abb. 6) wieder ein Gastspiel in Dortmund. Und zwar seit 1952. Damals eroberte HOLIDAY ON ICE nach erfolgreicher Europapremiere (1950 in Brüssel) auch Deutschland. Die Große Westfalenhalle in Dortmund zählte zu den ersten Gastgeber-Arenen, neben Frankfurt.

Bis zum Ende der 1960er-Jahre lockte HOLIDAY ON ICE pro Gastspiel im Schnitt 15.0000 Besucher in die Westfalenhalle 1, allerdings mit viel mehr Vorstellungen als heute. Bei der Premiere 1952 sahen die Show an 21 Veranstaltungstagen sogar sage und schreibe 267.000 Menschen.

HOLIDAY ON ICE ist ein erfolgreicher Dauerbrenner in den Westfalenhallen geblieben. Jedes Jahr begeistern sich weiterhin Zehntausende Menschen für die aktuelle Show auf dem Eis, die sich immer wieder neu erfindet und dem Zeitgeist anpasst. 2009 zum Beispiel hielt technisch hochmoderne LED-Technik im Bühnenbild Einzug.

"Holiday on Ice hat die Geschichte der Westfalenhallen sicher entscheidend mitgeprägt", sagt Dr. Ludwig Jörder, Hauptgeschäftsführer der Westfalenhallen Dortmund GmbH. "Auch deshalb haben wir unseren symbolischen 100-millionsten Besucher besonders gern bei dieser Eis-Show ermittelt." Das Los fiel auf eine Besucherin aus Paderborn. Zu den Gratulanten gehörte, neben Vertretern der Westfalenhallen, Star-Sopranistin Anna Maria Kaufmann.

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Weiterführende Literatur/Quellen

Erstveröffentlichung 2010