Altwestfälische Beichte - Übersetzung (nach Foerste 1950)

Confessio. I,1 Ich bekenne Gott, dem allmächtigen Vater, 1a und
allen seinen Heiligen, 2 Reliquien 3 und dir, Gottes Diener, 4 alle meine
Sünden, 5 die ich gedacht, gesprochen und getan habe, 5a seitdem
ich zuerst zu sündigen begann. 6 Auch bekenne ich, was immer ich
getan habe, 7 das gegen mein Taufgelübde wäre 7a und gegen meinen
Glauben wäre 7b und gegen meine [Versprechung bei einer früheren]
Beichte wäre 7c und gegen meinen Lehrmeister [den hl. Benedikt und
seine Regel] wäre 7d und gegen meinen Vorgesetzten [im Kloster]
wäre 7e und gegen [das für mich verbindliche] Gesetz wäre.
II,1 Ich bekenne Feindschaft 2 und Abgunst, 2a Haß 3 und Ver-
leumdung, 4 [leichtfertiges] Schwören 5 und Lügen, 16 verbrecherische
Lust 17 und versäumte Stundengebete, 19 Hochmut 22 und Trägheit
im Gottesdienst, 23 unkeusche Begierden, 28 Totschlag, 26 Völlerei,
25 Trunkenheit, 25a und [ich bekenne, daß ich] auch zu unerlaubter
Zeit Speise aß und trank. 25b Ich bekenne auch, daß ich geweihte
Speise 25c und Getränk verschüttete und die [mir zum Gebrauch
übergebenen] Gegenstände meines Vorgesetzten [d.h. vom Abt ver-
waltete Gerätschaften des Kloster] nicht so behandelte, wie ich sollte,
25d und mehr verbrauchte, als ich durfte.
III, 1 Ich bekenne, daß ich meinen Vater und [meine] Mutter nicht
so ehrte und liebte, wie ich sollte, 2 und auch meine Brüder und meine
Schwestern 3 und meine andern Nächsten 4 und meine Freunde
5 nicht so ehrte und liebte, wie ich sollte. 6a Das bekenne ich auf-
richtig: daß ich arme Menschen und andere Ausgestoßene nicht so
ehrte und liebte, wie ich sollte. 7 Das bekenne ich: daß ich meine
Untergebenen und Patenkinder nicht so lehrte, wie ich sollte. 9 Den
heiligen Sonntag und den heiligen Feiertag feierte und ehrte ich nicht,
wie ich sollte. 34a Den Leib unseres Herrn und sein Blut empfing ich
nicht mit solcher Ehrfurcht und mit solcher Liebe, wie ich sollte.
13 Ich besuchte die Kranken nicht 13a und gab ihnen ihre dringenden
Bedürfnisse nicht. 14 Schmerzleidende und Unfrohe tröstete ich nicht,
wie ich sollte. 11 Meinen Zehnten gab ich nicht rechtmäßig, wie ich
sollte. 15 Ich empfing [meine] Gäste nicht so, wie ich sollte. 18 Auch
bekenne ich, daß ich die entzweite, die ich nicht entzweien durfte,
18a und die nicht versöhnte, welche ich versöhnen sollte.
20 Ich bekenne verbotenes Sehen, verbotenes Hören und verbotene
Gedanken, verbotene Worte, verbotene Werke, 22 verbotenes Sitzen,
verbotenes Stehen, verbotene Gänge, verbotenes Liegen, verbotenes
Küssen, 22a verbotenes Umhalsen, 22 verbotenes Umfangen. 23 Ich
hörte Heidnisches und unreine Leichentanzlieder. 19 Ich glaubte, was
ich nicht glauben durfte. 12 Ich stahl, ich aß Gestohlenes. 12a Ich
gab ohne Erlaubnis und empfing [Sachen] ohne Erlaubnis [des Abtes].
24 [Ich bekenne, daß ich einen] Meineid auf die Reliquien schwor,
31 Zorn 28 und Streitsucht an mir hatte 29 und Widerwärtigkeit
30 und Abgunst. 31a Ich sündigte mit falschem Zeugnis 31b und mit
Fluchen. 33 [Ich bekenne, daß ich] meine Stundengebete und mein
Gebet nicht so hielt und ausführte, wie ich sollte, 33a [daß ich] un-
vorschriftmäßig las oder sang, ungehorsam war, 37a mehr redete und
mehr schwieg, als ich sollte 38 und mich selbst mit bösen Worten und
mit bösen Werken und mit bösen Gedanken, mit bösen Gelüsten mehr
verunreinigte, als ich sollte. 21 Ich bekenne, daß ich in der Kirche
Unrechtes dachte und andere störte bei der heiligen Textverlesung,
37 Bischöfe und Priester nicht so ehrte und liebte, wie ich sollte.
IV, 1 Ich bekenne alles das, 1a was ich aufgezählt habe und nicht
aufzählen kann, 6 ob ich es wissentlich oder unwissentlich tat, 6a ob
mit Willen oder unbeabsichtig, 13 was auch immer ich tat, das gegen
Gottes Willen wäre, 11 wachend oder schlafend, 9 am Tage oder in
der Nacht 10 oder zu welcher Zeit es auch wäre. 13a Ich begebe mich
mit all dem unter des allmächtigen Gottes Schutz und in seine Gnade,
14 und von all dem lege ich nun aufrichtig meine Beichte ab vor
Gott, dem allmächtigen Vater, 14a und allen seinen Heiligen 15 und
dir, Diener Gottes, 16 [um] bereitwillig nach Gottes Willen zu büßen,
17 und ich bitte dich um [dein] Gebet, daß du mir Mittler zu Gott
sein wollest, 17a auf daß ich mein Leben und meinen Glauben in
Gottes Huld endigen möge.